4. Tagung kooperation alter: «Das Alter kommt auf seine Weise»

35-jähriges Altersbild von Gestaltungsprinzipien der Alterspolitik abgelöst

Matthias Flückiger moderierte die Tagung und eröffnete mit einem Gedicht nach Wilhelm Busch. Zum Einstieg führten die Gastgeber Boris Tschirky, Präsident der Vereinigung St.Galler Gemeindepräsidentinnen und -präsidenten (VSGP) sowie Regierungsrätin Laura Bucher und Regierungsrat Bruno Damann ein Gespräch zur soeben abgeschlossenen Vernehmlassung. Kanton und VSGP hatten vor drei Jahren gemeinsam eine breit abgestützte Projektorganisation eingesetzt. Die Vielfalt der Rückmeldungen zum aktuellen Berichtsentwurf zeigt, wie divers das Thema «Alterspolitik» besetzt ist. Ob es um die Entlastung der betreuenden Angehörigen, Wohnraumförderung, Care Migration oder die Stärkung des Grundsatzes «ambulant mit stationär» geht: Einigkeit besteht darüber, dass die Ressourcen der älteren Bevölkerung vermehrt einbezogen werden müssen.

Von Seiten der öffentlichen Hand spielen die Gemeinden eine wichtige Rolle in der Alterspolitik. Diese sind gleichermassen geprägt von Unterschieden und Gemeinsamkeiten. Das neue kantonale Leitbild soll die bisherige Flexibilität weiterhin ermöglichen. Es geht dabei in erster Linie um ein gemeinsames Verständnis darüber, wie das Leben im Alter im Kanton St.Gallen aussieht und was es für eine gute Lebensqualität braucht. Auch private Initiative und Angebote sind dafür wertvoll. Entscheidend ist nicht nur die Alterspolitik, sondern der Weg dorthin: Unterwegs sein, agil bleiben und auf Entwicklungen reagieren.

Angebotsentwicklung im Sinne der Bedürfnisse von älteren Menschen

Markus Leser von CURAVIVA Schweiz bot mit seinem Referat einen zukunftsweisenden Überblick zu verschiedenen Aspekten des Wohn- und Pflegemodells 2030, die im Hinblick auf eine personenzentrierte Angebotsgestaltung bedeutsam sind. Das Alter beginnt aus gerontologischer Sicht bereits ab dem 50 Lebensjahr. Das macht schon deutlich, dass es nicht einfach DIE Bedürfnisse von älteren Menschen gibt, sondern diese sich über ein halbes Jahrhundert verändern. Verschiedene Trends wie z.B. die Digitalisierung und neue Lebensformen führen dazu, dass das klassische Altersheim keine Zukunft hat. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im Pflegeheim liegt aktuell bei 2.5 Jahren - Tendenz sinkend.

Für die Umsetzung einer integrierten bzw. koordinierten Versorgung braucht es einen Paradigmenwechsel. Was bisher getrennt war (z.B. ambulant und stationär), muss wieder zusammengebracht werden. Statt Angebote in Konkurrenz, braucht es die Klärung der Zusammenarbeit. Das harmonische Orchester kann dabei als Zielbild dienen. Der Weg zum Orchester ist der Strategieprozess, den es braucht. Zuerst ist zu fragen: Wer dirigiert Orchester? Wer ist Teil des Orchesters?

Auf dem Weg zur Vision

«Alternde Menschen sind wie Museen: Nicht auf die Fassade kommt es an, sondern auf die Schätze im Innern.» Das nötige Umdenken findet im Sinn des Zitats nach Jeanne Moreau bereits statt. CURAVIVA Schweiz hat in der Entwicklung der Vision des Wohn- und Pflegemodells 2030 während der letzten 10 Jahre zunächst noch stärker «von der Organisation her» gedacht bis 2020 der Mensch ins Zentrum rückte. Themen rund um diese neue Vision wurden in verschiedenen Sessions vertieft und am Nachmittag der Tagung in Workshops konkretisiert. Zum Abschluss haben sich die Teilnehmenden für die nächsten zwei Jahre Vorhaben und Ziele notiert, die im Rahmen der «kooperation alter» weiterentwickelt werden.

Tagungsunterlagen zum Download

Alle Unterlagen zur Tagung sind online und stehen zum Download bereit.

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