Attraktive Gemeindestrukturen – eine Ressource für die Gesundheit

Gesundheitsförderung als Leitmotiv

Politische Verantwortungsträger in den Gemeinden sehen sich vor sehr unterschiedliche Herausforderungen gestellt, wenn sie in ein Amt gewählt werden. So haben sie sich um Finanzen, Schule, Alters- und Pflegeheime, um Richtpläne, Bauvorhaben und Verkehrsplanung zu kümmern und dies in einem freiwilligen Mandat. Eines ist den gewählten Exekutiv Mitgliedern jedoch immer wichtigstes Ziel - die Standortattraktivität. Nicht jede Gemeinde hat Seeanstoss, Bergsicht oder Wälder für erholsame Spaziergänge. Der Steuerfuss drückt und der demografische Wandel zeigt sich als zentrale Herausforderung der Zukunft. Laut neueren Studien wird zudem deutlich, dass das grösste Risiko, krank zu werden, in den kommenden Jahren die Einsamkeit sein wird. Das moderne Leben der industrialisierten Länder hat die Beziehungsgeflechte der Menschen nachhaltig verändert - und bringt immer mehr Einzelgänger hervor.

Woran kann sich eine Gemeinde orientieren, um diese Entwicklungen abzufedern – und gleichzeitig die eigene Standortattraktivität zu fördern?

Ein erfolgversprechender Ansatz kann ein Perspektivenwechsel sein: Weg von den Defiziten und Gefahren, hin zu den Ressourcen und Potenzialen, die in den Gemeinden vielfältig und zahlreich vorhanden sind. Hier setzt die Gesundheitsförderung an: Gelingt es, in den Gemeinden Strukturen aufzubauen und Prozesse anzustossen, die das physische und soziale Umfeld kontinuierlich verbessern, können Lebensverhältnisse vor Ort geschaffen werden, die sich positiv auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.

Der öffentliche Raum als Ressource

Thomas Kessler, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung Basel Stadt, gibt unumwunden zu verstehen, dass er sich in der Attraktivität der Stadt Basel an den jungen Frauen der X-Pats von Novartis und Co orientiert und daran, was sie als lebenswerte Umwelt definieren. Dementsprechend gestaltet er den Freiraum in der Stadt Basel und erreicht, dass alle Menschen eine anregende, bewegungsfreundliche und integrierende Stadt vorfinden.

Im Kanton St.Gallen haben wir keine Chemie und wenig Hochfinanz, aber die Orientierung an der attraktiven Gestaltung des öffentlichen Raumes rückt gerade mit der Erneuerung des kantonalen Richtplanes und der Siedlungsverdichtung nach Innen in den Fokus. Zahlreiche St.Galler Gemeinden richten das Augenmerk vermehrt auf die Chancen, die darin verborgen liegen. So beschreitet beispielsweise die Gemeinde Flawil mit ihrem Spiel- und Pausenplatzkonzept vorbildhafte Wege in der kommunalen Gesundheitsförderung. Sie erhofft sich dabei nicht nur ein besseres Zusammenleben in der Gemeinde, sondern auch mehr Attraktivität für Neuzuzüger.

Tragfähige Netzwerke fördern gesunde Lebensbedingungen

Nicht nur die attraktive Ausgestaltung des öffentlichen Raums, sondern auch gute Beziehungsnetze können viel zur Gesundheit beitragen. Indem man unterschiedliche Personen und Organisationen an einen Tisch bringt, entstehen oft Möglichkeiten, die bisher ungenutzt blieben. Im Rahmenkonzept «Gesundheit 2020» der Weltgesundheitsorganisation (WHO) heisst es: «Ein zentrales Prinzip von 'Gesundheit 2020' ist die Bedeutung von Partizipation, die mit einer umfassenden Beteiligung der Menschen verbunden ist».

Ob als Einzelperson, in der Familie, im Beruf oder als Bürgerin und Bürger – an wichtigen Entscheidungen möchten wir beteiligt sein und soweit wie möglich mitgestalten. Partizipation ist die Grundlage der Demokratie und ein entscheidender Faktor erfolgreicher Prävention und Gesundheitsförderung. Egal welchen Lebensabschnitt eine Gemeinde in den Fokus nimmt, sei dies das Alter, die frühe Kindheit, die Berufstätigen oder die Schulkinder - da wo Menschen in Entscheidungsprozesse eingebunden werden, entsteht Identifikation, soziale Teilhabe und letztlich Gesundheit.

Die Abteilung Gemeinden und Netzwerke erarbeitet in partizipativen Prozessen zusammen mit den Gemeinden Grundlagen, in denen Menschen durch gute soziale Kontakte und anregende Lebensumwelten zu Wohlbefinden, Lebenszufriedenheit und Lebensqualität finden. Als Gegenbewegung zur Anonymisierung entwickeln wir eine neue 'Wir-Kultur', einen Trend zur Gemeinschaftsbildung, zu nachbarschaftlicher Verantwortungsübernahme und zur Bildung von lokalen Netzwerken.

Anschubfinanzierung für interessierte Gemeinden

Das Amt für Gesundheitsvorsorge stösst gemeinsam mit Ihnen Prozesse an - hin zu einer Kultur, die mit Interesse den Menschen zuhört, einen Dialog in Gang bringt und die Wünsche und Sorgen der Beteiligten ernst nimmt. Dabei werden weniger fertige Lösungen präsentiert, als vielmehr mit fachlichem Know-How die gemeinsame Lösungssuche angeregt.

Lassen Sie sich von den bereits abgeschlossenen Projekten im Kanton inspirieren und kontaktieren Sie uns, wenn Sie eine Beratung wünschen oder einen konkreten Prozess in Ihrer Gemeinde anstossen möchten. Für Vorhaben im Bereich Bewegung und Begegnung im öffentlichen Raum steht aus dem Projekt «GEMEINDE BEWEGT» ein Budget bereit, um Projekte finanziell zu unterstützen.

Weitere Informationen und Kontakt

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