Begehung in der Gemeinde Mörschwil

Wie können öffentliche Räume bewegungs- und begegnungsfreundlicher gestaltet werden, insbesondere für Kinder und Jugendliche, für Seniorinnen und Senioren oder Menschen mit einer Beeinträchtigung? Was braucht es, damit sich die verschiedenen Generationen in ihrem Quartier bzw. in ihrer Gemeinde wohl und sicher fühlen? Um konkrete Hinweise auf diese Fragen zu erhalten, bietet das Amt für Gesundheitsvorsorge in Zusammenarbeit mit Fussverkehr Schweiz Begehungen im öffentlichen Raum an. Diese lassen sich individuell an die Bedürfnisse der Gemeinden anpassen. Begehungen im kleineren Rahmen lassen sich auch mit wenig Budget umsetzen.

Streifzug durch das Zentrum von Mörschwil

Als erste kleinere St.Galler Gemeinde hat sich Mörschwil für einen kurzen Streifzug durch das Dorfzentrum entschieden. Durch die Begehung der relevanten Wege, die zu den wichtigen Zielen wie Schule, Gemeindehaus, Dorfladen, Altersheim oder Kirche führen, sollten im Zentrum von Mörschwil sowohl mögliche Schwachstellen als auch «Quartierperlen» identifiziert werden. Das Ziel des Streifzugs war zudem, die Wünsche der verschiedenen Generationen sichtbar zu machen.

Gemeinsam unterwegs und im Gespräch

Der Streifzug durch Mörschwil dauerte knapp neunzig Minuten und umfasste insgesamt achtzehn Stationen, an denen lebhafte Diskussionen unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern stattfanden. Am Streifzug nahmen insgesamt zwölf Personen teil, unter anderem Vertretende der Generationenkommission, der Kirchgemeinde, der Jugendarbeit, der Schule, dem Gemeinderat und der Gemeindeverwaltung sowie eine Person im Rollstuhl. Für die Gemeinde hat sich das gewählte Vorgehen bewährt: Innerhalb kürzester Zeit gelang es, durch die gemeinsame Begehung ein anschauliches Bild sowohl der Herausforderungen als auch der Perlen des Dorfkerns zu zeichnen. Darüber hinaus blieb ausreichend Zeit, um die unterschiedlichen Bedürfnisse, Ideen und Vorschläge der Teilnehmenden zu diskutieren.

Der Streifzug gab sowohl sensiblen Gruppen wie beispielsweise Personen mit eingeschränkter Mobilität oder Kindern als auch sicheren Nutzergruppen, wie jungen Erwachsenen eine Stimme. Er wurde insbesondere mit der Absicht initiiert, potenzielle Standorte für neue Sitzmöglichkeiten oder Sitzbänke zu definieren. Anfangs stand diese Aufgabe auch im Vordergrund. Im Verlauf des Streifzuges verschob sich der Fokus etwas: Zunehmend wurde auch über Sicherheitsaspekte des Gehens (z.B. Querungssicherheit an Fussgängerstreifen), über geglückte und weniger geglückte Fussgängerführungen (z.B. nicht durchgehende Trottoirs) und Infrastrukturdetails (z.B. fehlende Trottoirabsenkungen) diskutiert.

Auch einfache Massnahmen sind wirksam

Im Anschluss an die Begehung erhielt die Gemeinde Mörschwil von Fussverkehr Schweiz einen detaillierten Ergebnisbericht mit einer Dokumentation der diskutierten Punkte, mit Empfehlungen und möglichen Massnahmen. Dieser Bericht dient der Gemeinde als Grundlage zur Planung der weiteren Schritte.

Im Rahmen des Streifzugs wurden auch viele kleinere Massnahmen diskutiert, die kurzfristig und kostengünstig umgesetzt werden können. Auch kleine Veränderungen können Schritt für Schritt zu einem attraktiven, bewegungs- und begegnungsfreundlichen Dorfzentrum beitragen.

Mörschwil startete sofort mit einigen Umsetzungen

Zwei drei Gespräche, ein paar Abklärungen und schon konnte eine Sitzbank mitten im Zentrum von Mörschwil realisiert werden. Auch den dringlichen Wunsch nach nötigen Trottoirabsenkungen für Personen mit eingeschränkter Mobilität (Rollstuhl, Rollatoren aber auch Kinderwagen) kann die Gemeinde noch in diesem Jahr umsetzen. Weitere kleinere Projekte sind bereits in den Startlöchern.

Im Gespräch mit Isabelle Iten

Isabelle Iten ist Gemeinderätin und Präsidentin der Generationenkommission in Mörschwil. Sie berichtet, wie sie das Vorgehen aus Sicht der Gemeinde erlebt hat, und was aus ihrer Sicht wichtige Erfolgsfaktoren sind:

Wie hast du das Projekt erlebt?
Ich empfand die Zusammenarbeit mit dem Kanton und Fussverkehr Schweiz sehr bereichernd und wir waren froh, mit Pascal Regli und Eleonora Nägele zwei erfahrene Personen bei der Begehung mit dabei zu haben.

Was war besonders gut?
Die Organisation war einfach und unkompliziert. Hervorzuheben ist das sehr gut strukturierte Protokoll des Streifzuges. Es diente uns als optimale Ausgangslage beim Abschlussgespräch in der Kleingruppe über die konkreten Umsetzungsmassnahmen zu diskutieren.

Vorauf kommt es bei einer Begehung an?
Ich finde es wichtig, Vertretende aller Generationen, Personen mit eingeschränkter Mobilität und ein Werkhofmitarbeiter mit auf den Rundgang zu nehmen. So konnten schon ganz viele offene Fragen auf der Begehung vor Ort beantwortet werden, wie beispielsweise, ob ein Fussgängerstreifen an einer Stelle möglich ist oder was in der Ortsplanung bereits bei der Gemeinde vorgesehen ist.

Was nimmst du mit?
Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir als Generationenkommission dieses Projekt lanciert haben, bei dem alle Generationen und verschiedene Gremien, wie Kirche, Schule und Gemeinde zusammenarbeiten. Wenn alle gemeinsam am Tisch sitzen, kann sehr schnell Etwas umgesetzt werden. Dies wiederum ist sehr motivierend und kommt schlussendlich allen Bürgerinnen und Bürgern aus Mörschwil zugute.

Wie weiter?
Im nächsten Schritt stehen die Prüfung und die Umsetzung der einzelnen Kleinprojekte an. Natürlich wird auch die ganze Generationenkommission und später die Bevölkerung informiert. Gut möglich, dass dieses Projekt weitere Ideen anstösst.

Angebot Begehungen für St.Galler Gemeinden

Haben Sie Interesse, in Ihrer Gemeinde ebenfalls eine Begehung durchzuführen? Benötigen Sie weitere Informationen? Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme:

Amt für Gesundheitsvorsorge, Eleonora Nägele
058 229 49 34 | eleonora.naegele@sg.ch

Weitere Praxisbeispiele

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