Erwerbstätigkeit und Angehörigenbetreuung vereinbaren

Die Familienplattform Ostschweiz (FPO) und das Forum BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement Ostschweiz engagieren sich für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und investieren in ein gesundes Umfeld für Arbeitskräfte. Dabei bleibt immer der betriebs- und volkswirtschaftliche Nutzen im Fokus. Dies wurde an der gemeinsamen, von über  60 Interessierten besuchten  Fachveranstaltung über Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege an der Fachhochschule St.Gallen (FHSG) deutlich.

Immer mehr ältere Menschen

Einblick in die Entwicklung und Interpretation der Zahlen rund um die demografische Entwicklung gab  Theo Hutter, Leiter Fachstelle Statistik des Kantons St.Gallen: Er rechnet bis 2030 in der Ostschweiz  ungefähr mit einer Verdoppelung der Menschen, die älter als 65 sind. Der Anteil über 85-Jähriger steige ebenfalls überdurchschnittlich, womit parallel die Pflegbedürftigkeitsquote in die Höhe schnelle. Auf der anderen Seite seien immer mehr Menschen – insbesondere mehr Frauen – im Arbeitsmarkt integriert. Rund zehn Prozent pflegen laut einer Erhebung der Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen regelmässig eine kranke, behinderte oder ältere Person – darunter auch ein beachtlicher Teil, der einer regelmässigen Beschäftigung nachgeht.

Integrierte Angebote gefordert

Iren Bischofberger erwähnte, dass sowohl Arbeitgeber, Arbeitnehmende und Sozialpartner zunehmend bereit seien, die Weichen zu stellen. Bischofberger ist Programmleiterin work&care am «Careum Forschung» der gesamtschweizerisch tätigen Kalaidos Fachhochschule Gesundheit. Es gelte, die Anliegen des Gesundheits- und Sozialwesens, der Arbeitswelt und gesellschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen. Das Umfeld sei bei pflegebedürftigen Angehörigen sehr viel komplexer und herausfordernder als bei der Betreuung von Kindern. Sie freut sich deshalb, dass Aspekte rund um Erwerbstätigkeit und Angehörigenpflege beim Bundesrat in die Legislaturplanung eingeflossen sind. Wichtig sei es, «dass integrierte oder fusionierte Angebote entwickelt werden». Der  Wald an Betreuungsangeboten müsse für Direktbetroffene längerfristig übersichtlicher gestaltet werden, ist sie überzeugt. Es brauche überdies Allianzen zwischen Pflegezentren und Betrieben.

In Workshops rege diskutiert

Rege diskutiert wurde anschliessend in Workshops zu verschiedenen Schwerpunkten. Christoph Stäheli, Personalleiter bei der Bühler AG in Uzwil, sieht die Unternehmen in der Verantwortung, zeigte aber auch Chancen für die Attraktivitätssteigerung der Arbeitgeber auf – zum Beispiel im Blick auf den Fachkräftemangel.  Vor allem sei es wichtig, dass Verständnis für Anliegen der Angehörigenpflege entwickelt werde. Thomas Diener, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Pro Senecute Kanton St.Gallen, ermunterte, Verantwortung und Lasten zu teilen. Es sei nicht gut, «bis zum totalen Anschlag» zu gehen: «Man muss sich frühzeitig Hilfe holen. Dann trägt das System, und es braucht vom Arbeitgeber nicht einmal ein riesiges Entgegenkommen.»

Links zum Thema

Der Verein Familienplattform Ostschweiz informiert über Betreuungs- und Pflegeangebote für ältere Angehörige.

Pro Senectute bietet auf ihrer Website kostenlos einen Betreuungs- und Pflegevertrag zum Download an.

Pro Infirmis informiert über die Vergütung von Kosten der Pflege, Betreuung und Hilfe zu Hause durch die Ergänzungsleistungen.

Forum BGM Ostschweiz unterstützt Unternehmen und Organisationen in der Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiten.

Die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Pflege von Angehörigen - «work & care» - ist ein Forschungs- und Entwicklungsschwerpunkt von Careum.

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