Förderung von Lebenskompetenzen statt Prävention?!

Psychosoziale Themen (über-)fordern Schulen

Stress, Suchtmittelmissbrauch, Aggression und Gewalt, schädliche Essgewohnheiten, exzessiver oder riskanter Gebrauch neuer Medien, ... - die Vielfalt an psychosozialen Problemen bei Kindern und Jugendlichen wächst. Auswirkungen dieser Phänomene zeigen sich auch in der Schule, erschweren oder behindern manchmal das Lernen und belasten dann Lehrpersonen und Schulleitungen. Gleichzeitig soll die Schule mit Prävention Gegensteuer geben. In der Schule kann Prävention früh ansetzen, auch so genannte «Randgruppen» werden besser erreicht. Viele Lehrpersonen fühlen sich jedoch allein durch die Menge von Themen überfordert. Und manche fragen sich (verständlicherweise), ob die Schule denn tatsächlich «für alle Probleme der heutigen Gesellschaft» zuständig sein soll.

Klassische Prävention greift oft zu kurz

In der Regel entstehen psychosoziale Probleme, wenn Menschen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse oder zur Bewältigung von Herausforderungen des Lebens über zu wenig angemessene Strategien verfügen. Sie reagieren dann mit Verhaltensweisen, die ihnen und oft auch ihrem Umfeld schaden. Das Ergebnis dieser Art von Lebensbewältigung ist jedoch nie wirklich befriedigend und verstärkt meistens den Problem- und Leidensdruck. Prävention, die ausschliesslich auf Wissen, Appelle an die Vernunft oder Repression setzt, erreicht gerade junge Menschen nur bedingt.

Hier setzt das Modell der Lebenskompetenzen an. Es geht von der Annahme aus, dass ein ausreichendes Mass an persönlichen, sozialen und geistigen Kompetenzen Voraussetzung für Selbststeuerung, befriedigende Beziehungs- und Lebensgestaltung ist.

Lebenskompetenzen und Schule

Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln, ist selbstverständlich primär Aufgabe der Eltern. Gleichzeitig ist Förderung von Lebenskompetenzen auch im Interesse und «unvermeidbare» Aufgabe der Schule:

  • Lernen und sich in der Klassen- und Schulgemeinschaft einzufügen ist per se immer auch persönliches und soziales Lernen.
  • Der Unterrichtsalltag und das Leben in der Schule bieten eine Fülle von Gelegenheiten, bei denen Lebenskompetenzen erforderlich sind und quasi «nebenbei» gefördert werden können.
  • Wenn Schülerinnen und Schüler wegen fehlenden Lebenskompetenzen auffallen, helfen Vorwürfe und Appelle an die Eltern oft kaum, da diese meist selber nicht in der Lage sind, ihre Kinder dem Bedarf entsprechend zu fördern.

Lehrpersonen fördern so oder so Lebenskompetenzen. Sie tun dies mehr oder weniger bewusst und verfügen über ein unterschiedlich breites Repertoire an Vorgehensweisen. Je erfolgreicher Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung von anspruchsvollen Situationen im Schulkontext begleiten und unterstützen, desto wirksamer fördern sie deren Lebenskompetenzen. Gleichzeitig machen sie damit sinnvolle und nachhaltige Prävention von psychosozialen Problemen im Allgemeinen, also themenübergreifend!

Das Projekt

Über mehrere Jahre hinweg entwickelt ZEPRA Anregungen, Hilfsmittel und Weiterbildungsangebote zur Förderung von Lebenskompetenzen in der Schule. Dabei ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern installiert oder geplant:

  • Die Schulsozialarbeit, die Lehrpersonen aller Schuleinheiten, die Schulleitungen und der Schulrat der Schule Flawil als Pilotschule
  • Dozenten und Studierende der Pädagogischen Hochschule St. Gallen mit Anregungen für den Schulalltag
  • Gesundheitsförderung Schweiz mit finanziellen Beiträgen an den kantonalen Aktionsplan «Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen»
  • Studierende in Masterlehrgängen in angewandter Psychologie mit begleitenden Untersuchungen
  • Weitere Fachorganisationen in der Schweiz

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