60 Jahre Schulzahnpflege - eine Erfolgsgeschichte

Die Geburtsstunde der Schulzahnpflege
Als die Schulzahnpflege 1956 mit der Schulzahnpflegeverordnung gesetzlich verankert wurde, war der Kariesbefall der Jugendlichen erschreckend hoch. Tief zerstörte erste Backenzähne und defekte Frontzähne waren keine Seltenheit.

Seither wurde viel erreicht und die Zahngesundheit der Kinder und der heutigen Erwachsenen hat sich in den letzten Jahrzehnten positiv entwickelt. Viel Leiden wurde verhindert und massive Einsparungen bei den Behandlungskosten waren die Folge. Vor allem in den ersten Jahren nach der Einführung hat deshalb niemand an der Wirksamkeit und am Nutzen dieser Präventionsmassnahme gezweifelt. Dieser Erfolg ist auch dem Engagement der Lehrpersonen zu verdanken, die trotz teilweisem Unmut ihrer Schützlinge ausdauernd das Zähneputzen in der Schule durchführten. Unter ihrer Aufsicht wird auch heute noch das richtige Zähneputzen geübt und die Zähne mit dem Flouridgelee alle Vierzehntage gebürstet. In den ersten Jahren der Schulzahnpflege galt noch ein ganz anderer Rhythmus: Putzten doch die Lehrperson mit den 7-9 jährigen Kindern täglich, mit den 10-12 Jährigen wöchentlich die Zähne. Das wäre heute kaum mehr vorstellbar.

Mobile Zahnklinikwagen unterwegs in den Gemeinden
Mit der Schulzahnpflegeverordnung wurde auch eine verbesserte zahnärztliche Versorgung in allen Schulen im Kanton gewährleistet. In den ersten 30 Jahren versorgten fünf mobile Klinikwagen Gemeinden, in welchen keine örtliche Zahnarztpraxis existierte. Nebst des Studiums der Zahnheilkunde mussten somit die hauptamtlichen Schulzahnärzte auch die Lastwagenprüfung ablegen. Begleitet wurden sie von Dentalassistentinnen. Einmal pro Jahr fuhr der Klinikwagen auf dem Schulareal vor und die Schülerinnen und Schüler wussten, dass ihnen die Untersuchung bevor stand.

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Anfang der neunziger Jahre wurde der letzte Klinikwagen verkauft.

Heute hat jede Schulgemeinde ein oder mehrere praktizierende Zahnärztinnen und Zahnärzte, welche als Schulzahnärztin oder Schulzahnarzt gewählt sind.

Neue Herausforderungen für die Schulzahnpflege
Es wurde viel erreicht in den letzten 60 Jahren und die Schulzahnpflege darf sich als Erfolgsmodell für die Gesundheitserziehung bezeichnen. Auf den Lorbeeren ausruhen darf man sich aber nicht. So werden auch künftig immer wieder neue Herausforderungen auf die Schulzahnpflege zukommen. Zahnschädigende Trink- und Essgewohnheiten sowie Modetrends wie Piercing Bleaching etc. machen den Zähnen das Leben schwer. Fachkundige Aufklärung ist gefragt. Auch können sich zum Beispiel nicht alle für die Flouridierung begeistern. Der Widerstand gründet teilweise auf falschen Informationen. Es ist wichtig, immer wieder fachlich fundiert und verständlich über die Fakten zu berichten.

Leider wurde wieder eine Zunahme an Karies bei Kindern im Vorschulalter festgestellt. Dies betrifft Jahrgänge, deren Eltern zur Generation der kariesfreien Zähne gehören. Erklären kann man sich dieses Phänomen damit, dass den entsprechenden Eltern nicht mehr bewusst ist, warum sie keine Löcher in den Zähnen hatten und dieses Wissen nur noch nachlässig weitergeben. Auch Kinder mit Migrationshintergrund stellen eine Herausforderung dar. Sie kommen oft mit bedenklich schlechten Zähnen in unser Land. Es fehlt nicht nur das Wissen der richtigen Zahnpflege, auch kulturelle und sprachliche Barrieren sind zu überwinden. Da ist Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt. Eine Geduld, welche sich aber lohnt. Denn wie bei den Schweizer Kindern vor 60 Jahren kann auch bei diesen Kindern Leid gemindert und Behandlungskosten gespart werden.

30 Jahre im Einsatz für gesunde Zähne
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Damit alle Kinder die richtige Zahnpflege schon früh lernen, beschäftigt das Gesundheitsdepartement drei Zahnprophylaxe-Fachfrauen. Diese besuchen Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur Oberstufe. Sie erteilen Lektionen in rund 90 Schulgemeinden. Die Schülerinnen und Schüler werden stufengerecht über Grundthemen wie zum Beispiel das Zähneputzen mit Flouridgelée, gesunde Znüni und Zvieri oder Getränke informiert.

Ein besonderes Jubiläum darf Barbara Feierabend feiern. Seit 30 Jahren arbeitet sie für das Gesundheitsdepartement als Zahnprophylaxe-Fachfrau. Sie lehrt denjenigen Kindern das richtige Zähneputzen, deren Eltern schon die Zähne mit ihr schruppten. Eine spielerische Hochrechnung bringt beeindruckende Zahlen hervor: ca. 64‘800 Schulkinder und 32‘000 Kindergartenkinder haben das Handwerk «Zähneputzen» in dieser Zeit bei ihr gelernt. Wenn bei jedem Kind nur eine Karies verhindert werden konnte und den Kindern der Zahnarztbesuch erspart blieb, haben deren Eltern insgesamt rund 1.5 Millionen Franken mehr in der Geldbörse und die Kinder eine unangenehme Erfahrung weniger. Grund genug, die Schulzahnpflege auch in den nächsten 60 Jahren zu pflegen!

Interview bei SRF1 Regionaljournal Ostschweiz mit Zahnprophylaxe-Fachfrau Barbara Feierabend vom 28.09.2016

Mehr Informationen zur Schulzahnpflege im Kanton St.Gallen

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