Tabakprävention an interkulturellen Treffen

Moderierte Gesprächsrunden für Frauen

Tabakkonsum ist immer noch sehr verbreitet. In der Schweiz raucht rund ein Viertel der Bevölkerung. Das Tabakpräventionsprogramm des Kantons St.Gallen hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, die Gefahren des Tabakkonsums und Möglichkeiten zur Prävention auch mit der Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu thematisieren. Dazu werden bestehende Gesprächsrunden genutzt und Moderatorinnen zu diesem Thema weitergebildet. Die Moderatorinnen haben selber einen Migrationshintergrund, sprechen gut Deutsch und verfügen über langjährige Erfahrungen in der Leitung von Gesprächsrunden. Die Treffen werden im Rahmen von bereits vorhandenen Gefässen wie Frauen-, Quartier- und Familientreffs, Sprachencafés oder an anderen geeigneten Orten abgehalten. Wichtig ist, die Durchführung an die jeweilige Gruppe anzupassen. Der Inhalt soll möglichst informativ sein und zu regen Gesprächen anregen. Um die Qualität zu gewährleisten, werden die Moderatorinnen regelmässig geschult und treffen sich untereinander zum Erfahrungsaustausch. Für die Anbieter dieser interkulturellen Treffen ist das Angebot zur Tabakprävention kostenlos. Interessierte wenden sich an die Fachstelle Suchtprävention (Jolanda Welter) bei ZEPRA.

Ein Einblick - Treffen im «Café International» in St.Gallen

Doch wie läuft ein solches Treffen genau ab? Wir waren an einer Gesprächsrunde in St.Gallen dabei:

Im Januar 2019 empfing unsere Moderatorin Marlene Conrad 9 Teilnehmerinnen aus Somalia, Sri Lanka, Afghanistan und dem Iran zu einem Austausch in der interkulturellen Frauengruppe «AMIGAS». Die Gruppe trifft sich im Rahmen des «Café International», das durch die ARGE Integration Ostschweiz und dem WIRKRAUMKIRCHE in der offenen Kirche St.Gallen organisiert wird.

Gestartet wird wie immer mit einer kurzen Vorstellungsrunde. Darauf erklärt Marlene Conrad den Frauen, warum Rauchen gesundheitsschädigend ist. Keine der anwesenden Frauen raucht selber - sie erzählen aber, dass einige ihrer Familienmitglieder rauchen. Insbesondere sind die Frauen darüber erstaunt, dass in der Schweiz sehr viele Frauen und auch Jugendliche rauchen. In ihren Heimatländern rauchen vor allem Männer.

Die Moderatorin Marlene Conrad legt darauf hin verschiedene Fotos auf dem Boden aus, die im Zusammenhang mit dem Rauchen stehen. Jede Frau wählt ein Foto aus und erzählt der Runde, was sie auf dem Bild sieht und was das Bild ihrer Meinung nach bedeutet. Marlene Conrad fragt nach und ergänzt die Äusserungen der Frauen jeweils mit passenden Informationen und zeigt auch verschiedene Tabakprodukte. Vor allem über die gesundheitlichen Folgen der neuen Produkte der Tabakindustrie, bei denen der Tabak nur erhitzt und nicht verbrannt wird, möchten die Frauen mehr wissen. Im Anschluss erklärt Marlene Conrad den Frauen, was Passivrauchen bedeutet. Zusammen werden konkrete Massnahmen besprochen, um vor allem Kinder vor Passivrauch zu schützen. Ein weiterer Punkt ist die Thematisierung des Rauchens in der Familie, insbesondere mit Jugendlichen: Wie kann mit älteren Kindern und Jugendlichen über das Rauchen und die Folgen des Tabakkonsums gesprochen werden? Die Möglichkeiten dazu werden in der Runde diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht.

Den anwesenden Frauen wird an solchen Treffen nicht nur Wissen zu einem Gesundheitsaspekt und Strategien zum Umgang mit diesem Thema vermittelt: Da die Gesprächsrunden in Deutsch stattfinden, wird auch die Sprachkompetenz gefördert. Der Austausch findet in einer ungezwungenen, lockeren und persönlichen Atmosphäre statt. Das hilft den Frauen, miteinander in Kontakt zu kommen und Beziehungen aufzubauen. Für die Frauen sind solche interkulturellen Treffen daher in mehr als einer Hinsicht ein Gewinn.

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