Was wünschen sich Seniorinnen und Senioren?

Statistiken und Prognosen sind sich einig: Wir dürfen laufend älter werden und das immer öfter bei guter Gesundheit. Ein vielfältiges Angebot und attraktive Orte für Bewegung und Begegnung unterstützt diese Entwicklung massgeblich. In der Gemeinde Tübach wird bereits viel für eine hohe Lebensqualität getan – Vereine, Verbände und verschiedene andere Organisationen bieten Angebote und Treffpunkte für Bewegung und Sport, kulinarische Treffen, Ausflüge und vieles mehr an.

Prozess «Jung und Alt in Tübach»

Die Gemeinde möchte in den nächsten Jahren das aktive Dorfleben bis ins hohe Alter gezielt weiterentwickeln und ein Angebot fördern, das sich an den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner orientiert. Dazu wurde die Zusammenarbeit mit dem Amt für Gesundheitsvorsorge und der Fachhochschule St.Gallen gesucht und gemeinsam ein Entwicklungsprozess unter dem Titel «Jung und Alt in Tübach» aufgegleist. In einem ersten Schritt soll die Bevölkerung zu Wort kommen – denn geplant und realisiert wird nur, was sowohl von den Kindern und Jugendlichen als auch von den älteren Bewohnerinnen und Bewohner auch tatsächlich gefragt wird. Für die Jugendlichen hat ein Workshop stattgefunden. Die Seniorinnen und Senioren wurden mit einem persönlichen Schreiben der Gemeinde zu einem Diskussionsnachmittag ins Mehrzweckgebäude eingeladen.

Der Einladung sind über fünfzig Seniorinnen und Senioren gefolgt. Gemeindepräsident Michael Götte begrüsste die Anwesenden und war sichtlich erfreut über das grosse Interesse seiner älteren Bewohnerinnen und Bewohner: «Ich bin zuversichtlich, dass bei so vielen interessierten Menschen gute Ideen eingebracht werden, die für die Gemeinde Tübach auch realisierbar sind». Auf den Tischen warteten neben Kaffee und Kuchen auch Papier, farbige Zettel und Stifte darauf, benutzt zu werden - die Teilnehmenden waren schliesslich gekommen, um mitzureden und mitzugestalten.

Tübach bietet viel für die ältere Bevölkerung

Barbara Züger vom Amt für Gesundheitsvorsorge des Kantons moderierte den Nachmittag und gab Inputs für die Diskussionen an den Tischen. Was gefällt den Einwohnern in Tübach? Was weniger? Mit dieser Einstiegsfrage wurde der Puls gefühlt: Die älteren Bewohnerinnen und Bewohner fühlen sich in der Gemeinde sehr wohl. Sie schätzen die übersichtlichen Strukturen, die vielfältigen Angebote in der Gemeinde und den ruhigen Wohnraum. Auch der immer noch bestehende Dorfladen gehört zu den Sonnenseiten in Tübach. Als augenfälligste Schattenseite wurde an allen Tischen die fehlende Bus- oder Postautoverbindung in die umliegenden Dörfer Goldach und Rorschach als auch in Richtung Arbon notiert. Ein guter Anschluss würde die vielen Begegnungs- und Bewegungsmöglichkeiten in der Region als auch die Besuche bei Ärzten und Therapeuten besser zugänglich machen - das scheint ein grosses Bedürfnis zu sein. Der Gemeindepräsident ist sich dieser Tatsache bewusst und nahm sogleich Stellung: «Wir kämpfen immer noch um die Linie. Ein Entscheid wird im Verlaufe des nächsten Jahres gefällt. Knackpunkt sind die immens hohen Kosten für das gesamte ÖV-Angebot, die von der Gemeinde alleine in dieser Höhe nicht getragen werden können». Er betonte, dass es sich lohnt, die Diskussion über Alternativen bereits heute zu führen. Das war dann auch Inhalt der zweiten Diskussionsrunde.

Unterstützung im Alltag, ungezwungene Treffpunkte

Die Anwesenden hatten in einer zweiten Gesprächsrunde die Gelegenheit, die für sie wichtigen Themen einzubringen und gemeinsam Ideen und Lösungen zu entwickeln, die zur Lebensqualität und Wohlbefinden im Alter beitragen. Ein zentrales Thema war die gegenseitige Unterstützung und Hilfe in der Nachbarschaft. «Wenn ich weiss, dass der Sohn meiner Nachbarin am Nachmittag mit dem Auto nach Rorschach fährt und gerne bereit ist, mich mitzunehmen, dann wäre das eine ungezwungene Alternative zur fehlenden Busverbindung», meint eine anwesende Seniorin, die selbst nicht mehr Auto fahren kann. Auch in der Unterstützung von administrativen Arbeiten und im Umgang mit neuen Medien und digitalen Geräten wurde Handlungsbedarf erkannt. Gute Projekte der Freiwilligenhilfe wurden hier als mögliche Lösungsansätze skizziert: Ob Senioren unter Senioren im Sinne einer Dienstleistungsdrehscheibe oder ein Projekt wie CompiSternli, wo Kinder der älteren Generation Hilfestellung im Umgang mit dem Computer bieten.

Viel Zustimmung unter den Anwesenden bekam auch die Idee eines Kaffeetreffs beim Dorfladen und die Ausgestaltung des bereits bestehenden «Senioramas», so dass dieses vermehrt als Treffpunkt für unterschiedliche Interessen genutzt werden kann.

Ein Anlass, der nachwirkt

Mit dem Diskussionsanlass ist der Prozess nicht abgeschlossen. Die Arbeitsgruppe Alter, die aus lokalen Schlüsselpersonen im Altersbereich zusammengesetzt ist, wird nun in einem nächsten Schritt die wichtigsten Themen konkretisieren und mithelfen, diese im Gesamtprozess «Jung und Alt» der Gemeinde Tübach zur Umsetzung zu bringen. Im Frühjahr 2017 wird die Bevölkerung an einem öffentlichen Anlass über die geplanten Projekte und Vorhaben informiert.

Birgit Koster Schöb, zuständige Gemeinderätin für das Ressort Alter, ist zuversichtlich, dass die Tischgespräche bei den anwesenden Seniorinnen und Senioren unmittelbare Wirkung zeigen und zur Selbstorganisation anregen. «Viele Leute sind nach der Veranstaltung auf mich zugekommen und haben gemeint, dass sie sich wieder vermehrt um ihre Nachbarn kümmern wollen und aktiv Hilfe anbieten, dort wo es möglich ist», sagt Frau Koster Schöb.

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