Förderung von Lebenskompetenzen
In der Regel entstehen psychosoziale Probleme, wenn Menschen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse und zur Bewältigung von Herausforderungen des Lebens über zu wenig angemessene oder wirksame Strategien verfügen. Sie reagieren dann mit Verhaltensweisen, die ihnen und oft auch ihrem Umfeld schaden. Das Ergebnis dieser Art von Lebensbewältigung ist jedoch nie wirklich befriedigend und verstärkt meistens den Problem- und Leidensdruck. Prävention, die ausschliesslich auf Wissen, Appelle an die Vernunft oder Repression setzt, erreicht gerade junge Menschen nur bedingt.
Hier setzt das Modell der Lebenskompetenzen an. Es geht von der Annahme aus, dass ein ausreichendes Mass an persönlichen, sozialen und geistigen Kompetenzen Voraussetzung für Selbststeuerung, befriedigende Beziehungs- und Lebensgestaltung ist. Lebenskompetenzen gemäss WHO sind
- Selbstwahrnehmung und Empathie,
- Gefühls- und Stressbewältigung,
- Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit,
- kritisches und kreatives Denken,
- Problemlösungs- und Entscheidungsfertigkeit.
Über mehrere Jahre hinweg entwickelt ZEPRA Anregungen, Hilfsmittel und Weiterbildungsangebote zur Förderung von Lebenskompetenzen, vorerst hauptsächlich in der Schule. Dabei ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern installiert oder geplant:
- Die Schulsozialarbeit, die Lehrpersonen aller Schuleinheiten, die Schulleitungen und der Schulrat der Schule Flawil als Pilotschule
- Dozenten und Studierende der Pädagogischen Hochschule St. Gallen mit Anregungen für den Schulalltag
- Gesundheitsförderung Schweiz mit finanziellen Beiträgen an den kantonalen Aktionsplan zur Förderung der psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen
- Studierende in Masterlehrgängen in angewandter Psychologie mit begleitenden Untersuchungen
- Weitere Fachorganisationen in der Schweiz
Das Amt für Gesundheitsvorsorge entwickelt fachstellenübergreifend für die Schulen des Kantons St.Gallen einen pragmatischen, lehrplankonformen Präventionsansatz. Überfachliche Kompetenzen unterstützen erfolgreiches Lernen und helfen, Aufgaben in verschiedenen Lebensbereichen zu bewältigen. Lebenskompetenzen ermöglichen es, das eigene Leben befriedigend zu gestalten und zu steuern. Die beiden Ansätze greifen ineinander und schaffen Synergien, um sowohl einen pädagogischen Auftrag zu erfüllen als auch Prävention in der Schule leistbar zu machen.
Psychosoziale Themen (über-)fordern Schulen
Stress, Suchtmittelmissbrauch, Aggression und Gewalt, schädliche Essgewohnheiten, exzessiver oder riskanter Gebrauch neuer Medien … - die Vielfalt an psychosozialen Problemen bei Kindern und Jugendlichen wächst. Auswirkungen dieser Phänomene zeigen sich auch in der Schule, erschweren oder behindern manchmal das Lernen und belasten dann Lehrpersonen und Schulleitungen. Gleichzeitig soll die Schule mit Prävention Gegensteuer geben. Wo und wann denn sonst? Hier kann Prävention früh ansetzen und werden auch «Randgruppen» besser erreicht. Viele Lehrpersonen fühlen sich allein durch die Menge von Themen überfordert. Und manche fragen sich (verständlicherweise), ob die Schule denn tatsächlich «für alle Probleme der heutigen Gesellschaft» zuständig sein soll.
Förderung von Lebenskompetenzen im Kontext Schule
Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu entwickeln ist selbstverständlich primär Aufgabe der Eltern. Gleichzeitig ist Förderung von Lebenskompetenzen auch im Interesse und «unvermeidbare» Aufgabe der Schule:
- Lernen und sich in der Klassen- und Schulgemeinschaft einzufügen ist per se immer auch persönliches und soziales Lernen.
- Der Unterrichtsalltag und das Leben in der Schule bieten eine Fülle von Gelegenheiten, bei denen Lebenskompetenzen erforderlich sind und quasi «nebenbei» gefördert werden können.
- Wenn Schülerinnen und Schüler wegen fehlenden Lebenskompetenzen auffallen, helfen Vorwürfe und Appelle an die Eltern oft kaum, da diese meist selber nicht in der Lage sind, ihre Kinder dem Bedarf entsprechend zu fördern.
Lehrpersonen fördern so oder so Lebenskompetenzen. Sie tun dies mehr oder weniger bewusst und verfügen über ein unterschiedlich breites Repertoire an Vorgehensweisen. Je erfolgreicher Lehrpersonen ihre Schülerinnen und Schüler bei der Bewältigung von anspruchsvollen Situationen im Schulkontext begleiten und unterstützen, desto wirksamer fördern sie deren Lebenskompetenzen. Gleichzeitig machen sie damit sinnvolle und nachhaltige Prävention von psychosozialen Problemen im Allgemeinen, also themenübergreifend – und ganz im Sinn des neuen Kreisschreibens zur Prävention in der Volksschule!
Ein Angebot von ZEPRA für die schulinterne Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung.
Ziele:
- Wissen zur Entwicklung von Kompetenzen und Verhalten berücksichtigen
- Rolle der Lehrpersonen als «Entwicklungshelfer» erkennen
- Coachinghaltungen und -methoden einsetzen können
- Anregungen zur Förderung von Kompetenzen/Verhalten nutzen
Inhalt:
Förderung von überfachlichen Kompetenzen oder Lebenskompetenzen; die Ansprüche des Lehrplans Volksschule und die individuelle Begleitung halten Lehrpersonen ganz schön auf Trab. Wie «kommen» eigentlich Kompetenzen in Menschen (Kinder/Jugendliche)? Was können Lehrpersonen dazu beitragen? Und ist das dann Lehren und Lernen wie im klassischen Unterricht? Der Kurs gibt Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Klären dieser Fragen. Er vermittelt Kenntnisse, Hinweise und Anregungen für den Schulalltag.
Lehrplanbezug:
- Förderung von überfachlichen Kompetenzen
Kursleitung:
Peter Falk
ZEPRA Prävention und Gesundheitsförderung, Unterstrasse 22, 9000 St. Gallen
peter.falk@sg.ch l 058 229 66 70